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Wischerinnen – die Geschichte

Strassenreinigung war Frauensache

Geschichte der «Wischerinnen»

Bis ins 18. Jahrhundert wurde die Strassenreinigung in Bern von Strafgefangenen beiderlei Geschlechts durchgeführt. Die Gefangenen mussten eine Schelle um den Hals tragen, um im Falle einer Flucht gehört zu werden, weshalb sie als «Schallenwerker» bezeichnet wurden. Im Laufe des 19. Jahrhunderts änderten sich die Ansichten über die öffentliche Zurschaustellung von Sträflingen, und die Strassenreinigung wurde an private Firmen vergeben. Die Reinigungsarbeiten wurden von Frauen, den sogenannten Wischerinnen, im Volksmund Streichquartett genannt, durchgeführt..

Die Fuhrhalterei Hofstetter als Arbeitgeber der Wischerinnen

Als Fuhrhalter Peter Hofstetter 1865 das Landhaus an der Altenbergstrasse 6 in Bern erwarb, musste er auch die vertraglich mit dem Landhaus verbundene städtische Kehrichtabfuhr und Strassenreinigung der inneren Stadt übernehmen. Diese war während der napoleonischen Besetzung von 1798 in fünf farblich gekennzeichnete Quartiere eingeteilt worden. Entsprechend der Quartierfarben (Schwarz, Weiss, Rot, Gelb, Grün) wurden die Offerten der Fuhrhalterei Hofstetter erstellt. Für jedes Quartier wurde jährlich eine detaillierte Offerte für die Kosten der Strassenreinigung und Müllabfuhr eingereicht, die anschließend von der Baudirektion genehmigt wurde.

Anhand dieser Offerten sieht man, dass die Kehrichtabfuhr von Männern durchgeführt, während die Strassenreinigung durch die Wischerinnen erfolgte. Der älteste Vertrag stammt aus dem Jahr 1857 und listet die Aufgaben und Arbeiten, die der Unternehmer zu besorgen hatte, sehr detailliert auf.

Bännen und die Käfergrube

Die Fuhrhalterei Hofstetter beschäftigte etwa 60 Frauen. Die meisten von ihnen kamen aus der Matte, dem Nydeggstalden und der Postgasse. Sie wurden in Gruppen eingeteilt und wischten jeden Morgen in ihrem zugeteilten Bezirk in der inneren Altstadt. In den damals schneereichen Wintern mussten zudem Strassen und Gehwege vom Schnee geräumt werden. Jede Wischergruppe verfügte über eine „Handbänne” (offener Karren, Wagen) mit einem Inhalt von ca. ½ m³, in welche das Wischgut hineingeschaufelt und an der Schütte neben dem alten Waisenhaus, am heutigen Waisenhausplatz beim Polizeiposten, deponiert wurde. Wöchentlich wurde das gesammelte Material in grossen „Bännen” in die Deponie „Käfergrube” an der Bolligenstrasse, heute die Postfinance-Arena, gebracht.

Tageslohn 1 Franken 50 Rappen

Bis zu 60 Wischerinnen prägten täglich das Stadtbild von Bern. Die Einführung moderner Reinigungsmethoden und die zunehmende Mechanisierung führten schliesslich dazu, dass die Wischerinnen per Beschluss seitens Tiefbauamt 1921durch männliche Arbeiter ersetzt wurden.

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